Donnerstag, 28.02.2013: im Bus von Porte Jiminez nach San Jose 09.49h

Donnerstag, 28.02.2013: im Bus von Porte Jiminez nach San Jose 09.49h

Hallo Freunde! Wir haben die drei Tage Dschungeltour knapp überlebt. Herzattacken, riesige Freude und Heulkrämpfe - alle Emotionen waren dabei!
Am Sonntagabend waren wir sehr freudig nervös, weil wir ja am Montag frueh um 4h los mussten, damit wir den ganzen Tag für die ersten 25km hatten.
Sonntagabend haben uns Brian (der Typ, der mit seinem Buddy Kyle das Jungle Hostel leitet) und n paar andere vom Hostel erzählt, dass 2 Tage vorher ein Guide von Cocovado von nem Puma angegriffen wurde! Eigentlich sind die ja total scheu, riechen Menschen 3 Meilen gegen den Wind und man sieht sie dementsprechend wenig.. Aber einer hatte wohl die Schnauze voll von dem ganzen Geraschel und den lächerlich angezogenen "Rangern" im Busch.
Ich hab's euch extra nicht vorher erzählt, damit ihr euch keine Sorgen machen muesst.. Anton und ich haben uns genug Sorgen gemacht. Na ja. Morgens um 4.30h haben wir dann einen Bus nach La Palma genommen und von da aus einen Shuttle (ein Jeep, auf dessen Ladefläche wir dann mit 2 anderen Leuten saßen) durch die Vorboten des Dschungels. Die Fahr war krank: Wir sind durch große Pfützen und kleine Flüsse, Steinstraende entlang und total unebene, hügelige Sandwege rauf und runter. Wir waren übrigens mit unserem neuen Buddy John unterwegs, der aus Wales kommt und dort Försterei studiert hat/studiert.
Nach 1 1/2 Stunden Fahrt irgendwo im Nirgendwo bei der Rangerstation angekommen, mussten wir unser "golden ticket" abgeben, denn man muss vorher beantragen in den Park gehen zu duerfen und da zu übernachten, und dann hatten wir eigentlich relativ freie Hand..

Also ich weiß nicht, wie ich das jetzt am Besten beschreiben soll, aber wir sind dann einfach dem Pärchen und ihrem Guide gefolgt, mit denen wir im "Shuttle-Jeep" saßen. Es ist nämlich nicht so, dass irgendwas großzügig ausgeschildert ist.. Der Typ von der Rangerstation hat einfach mal grob in eine Richtung gedeutet und meinte "da lang geht's nach La Sirena" (die andere Station, bei der wir 2 Naechte campen wollten) und dann denkt man sich halt so "okay, dann lauf ich jetzt eben 25km in die Richtung WIRD SCHON WAS KOMMEN".
John ist guter Dinge vorgestapft, er wohnt ja in den Bergen in Wales und ist eh so ein kleiner, fröhlicher Vogel, Anton und ich in großer Erwartung hinterher. Ich in Luzies viel zu großer Wandehose, 2x umgekrempelt und übern Bauchnabel gezogen..
Ja und was soll ich euch großartig erzählen, Freunde..? Dann laeuft man halt......... und läuft und laeuft.... und es nimmt kein Ende.
Es ist scheiße schwül im Dschungel und nach 10 Minuten Laufen bist du komplett durchgeschwitzt und weil du ja wegen der gefährlichen Insekten & Reptilien lange Sachen angezogen hast klebt alles angenehm. Ausserdem stinkt man leider nicht nach gewöhnlichen Schweiß, sondern irgendwie scheint das Anti-Mücken-Spray mit dem Schweiß und dem Urwald zu reagieren und man riecht einfach nur abartig.. zu vergleichen mit dem Geruch deiner Haut, wenn du lange einen Gips oder Verband getragen hast. Ich habe meine und Antons Sachen später auf La Sirena sogar mit Spüli gewaschen um den Gestank rauszubekommen.. einfach abartig, aber alle riechen so!

Man kann sich diesen 1. Tag vorstellen wie das erste Level in einem Egoshooter Computerspiel.. wir, die Charakter des Spiels gehen zuegig durch den Wald, klettern da hoch, da rüber, rutschen irgendwo runter.. Es ist ziemlich anstrengend, du musst eigentlich die ganze Zeit darauf achten wohin du trittst und gleichzeitig willst du aber auch rumgucken und unentdeckte Tiere entdecken.. Ich bin am ersten Tag bestimmt schon mindestens 10x umgeknickt.

Man hat uns vorher gesagt, dass wir so circa 8 Stunden brauchen werden. Nach 4 Stunden war ich nervlich schon etwas angefasst: nasse Füße wegen der vielen kleinen Bäche, die man auf glitschigen, kleinen Steinen überqueren muss und auf denen man gelegentlich abrutscht, eine Blase, der Gestank und die schweren Rucksäcke.
Ach ja! Ich hab ja noch gar nicht erwähnt, dass wir das Essen für die 3 Tage auf dem Ruecken dahin schleppten mussten. Inklusive Wasser, Zelt und Wechselklamotten.
Anton und ich hatten dann in den letzten 1 1/2 Stunden auch noch das Problem, dass wir zu wenig Wasser mit hatten und wir uns das wirklich schluckweise aufgespart haben. Horror.

Irgendwann sind wir dann tatsächlich in/auf La Sirena angekommen und haben jeder erstmal 1 Liter Wasser geext.. gerade nochmal so überlebt. Dann erstmal der Schock/die Überraschung: Welcome to Germany! 90% der Leute da waren (Süd)Deutsche.

Die Jungs wollten dann direkt wieder in den Wald, aber ich hatte da keinen Bock drauf. Mir ging's morgens bzw nachts bei unserem Aufbruch schon nicht gut, weil ich Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und ne konstant laufende Nase hatte.. Ich wollte nur noch essen und schlafen. In unserem 3-Mann-Zelt, in dem wir wie Sardellen zusammengepfercht waren.. Besser als nichts.

John ist am nächsten Morgen schon ganz früh los und Anton und ich haben dann später gefrühstückt und sind zu zweit langsam los, weil ich immernoch nicht so richtig fit war. (Wir haben auch dummerweise gar keine Medikamente mit gegen Erkältung oder sowas, oder hilft irgendwas von den Kügelchen auch, Mama??)

Ent und ich sind dann auf jeden Fall langsam wieder in den Dschungel und haben so diesen und jenen Vogel gesehen und Pause gemacht und über die Pumas geredet.. was übrigens DAS Thema ist.. wenn du in La Sirena ankommst erklären dir die Ranger erstmal was man machen muss "if you meet a cat: stay together, raise your arms to make you look bigger, don't take your eyes off it, still keep eye contact, when it attacks you- defend yourself - you have to fight or it will see you as its food"... Also theoretisch weiß man was zu tun ist. Man läuft also durch den scheiß dunklen Dschugel und denkt daran was man macht um sein Leben vor den Katzen zu retten.


Okay, das hatte ich am Donnerstag schon in meine Notizfunktion getippt, deswegen gibt's das schon mal und ich melde mich morgen auf jeden Fall.


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